Ombré - Walt im Bann der blonden Spitzen

Walter Weiss war der Inbegriff eines rechtschaffenen Bürgers. Er stand jeden Tag um 7 auf, ass sein Butterbrot und fuhr brav zur Arbeit. Er kümmerte sich vorzüglich um seine Frau Himmler (ha-ha), getauft wurde und den gemeinsamen, leicht behinderten Sohn Walter Jr. Tagsüber arbeitete er als Chemielehrer an einer Sekundarschule und abends verdiente er zusätzlich Geld, indem er in einer Autowaschanlage in Zollikon die Bentleys und Porsches von Frauen wusch, die von Beruf Tochter oder Ehefrau waren und stets einen rattenähnlichen Hund in ihrer Louis Vuitton Tasche herumkutschierten. Obschon Walt ein brillanter Chemiker war und sogar für den Nobelpreis nominiert gewesen war, hatte er kaum mehr berufliche Ambitionen. Walt war alles andere, als ein Lebemann und oft fühlte er sich, als hätte ihn das Leben überrollt und er hätte machtlos dabei zusehen müssen.

Als ihn eines Tages die schreckliche Diagnose "akuter, punktueller Haarausfall" ereilte und er seinen Job in der Autowaschanlage in Gefahr sah, da die vorwiegend weibliche Kundschaft nun nicht mehr von seiner glänzenden Haarpracht angelockt werden konnte, kam Walt, auf eine Idee, die diesmal leider nicht so genial war. Er kaufte er sich Pheromone, die er in der Waschanlage versprühte, in der Hoffnung, die Frauen würden es mögen und die Kundschaft würde nicht ausbleiben. Da sich einige Damen jedoch bei Walts Chef über einen strengen Geruch beklagten, musste Walt seinem Chef gestehen, dass es immer schlechter um seine Haarpracht stünde. "Und da versprühst du Phromone, Walt? Du als intelligenter Mensch solltest doch wissen, dass es sowas wie Perücken gibt, Walt!", witzelte der Chef. "Ich habe mich bereits über Perücken informiert und die Perücken, die farblich zu meinen Augenbrauen passen würden, sind weltweit vergriffen!", entgegnete Walt. Obschon der Chef Mitleid hatte mit Walt, musste er ihm ein Ultimatum stellen:" Entweder du findest eine passende Perücke, Walt, oder ich muss dich entlassen, sobald deine Haare ganz ausgefallen sind. So leid es mir tut."

Ziellos fuhr Walt nach der Arbeit durch das nächtliche Zürich, während die Gedanken in seinem Kopf kreisten. Wo kriege ich eine passende Perücke her? Wie soll ich ohne Zweitjob meine Familie durchbringen?". Während Walt in die Langstrasse einbog und ein paar Junkies auf dem Platz vor der Lonstreetbar herumlungern sah, dachte er im Stillen:"Im Haar kann man Drogen nachweisen, also müssten die Junkies doch ein Zweithaar besitzen, für den Fall, dass die Polizei einen Drogentest durchführen will. Vielleicht haben die Verbindungen, von denen im Internet nichts steht." Kurzerhand beschloss Walt auszusteigen und die Junkies anzusprechen. Er ging auf einen schlaksigen, jungen Mann mit gelblich verfärbter, wachisger Haut zu und fragte:"Entschuldigen sie, mein Herr, wissen sie, wo ich Perücken herkriege?". "Du suchst ja den ganz harten shit, Alter!", lachte der junge Mann. "Also ich beziehe meine Perücken immer bei Jesse, der macht das mit thailändischem Haar. Da sind bestimmt keine Spuren drin", meldete sich die noch jüngere Frau an der Seite des Junkies vorlaut zu Wort. "Wo finde ich diesen Jesse?", fragte Walt. "Der hängts immer in der 50iger-Ecke rum. Da wo die Nutten besonders billig sind. versuchs mal dort.", meinte der Junkie resigniert und verärgert, weil seine Freundin einem Fremden gegenüber so offenherzig gewesen war. Nachdem sich Walt erkundigt hatte, wo die 50iger-Ecke zu finden war, machte er sich auf den Weg.

Dort angekommen, erwarteten ihn erstmal einige brasilianische Prostituiertne, die ihm "ficki, blasi, ficki, 50 Franken", zuriefen. Unbeirrt ging Walt auf das Backsteingebäude zu, vor dem die Prostituierten standen und fragte nach Jesse. "Ja, Jesse da.", quäkte die eine Brasilianerin. Da Walt nicht mehr als diesen einen Satz aus den Prostituierten rauskriegte, betrat er entschlossen das Gebäude. Das Haus war eine Höhle. Im Flur lungerten heruntergekommene Gestalten herum und in den Zimmern lagen zerschlissene, von Schweiss braun gefärbte Matratzen. Eine Spur von Jesse gab es auch nicht. Doch dann, als Walt schon wieder gehen wollte, polterte eine laute Stimme durch den Flur:"Was willst du hier, alter Mann?""Ich suche einen Jesse, der Perücken macht.", entgegnete Walt höflich. "Ach der alte Sack fickt grad eine von den Nutten. Nie ist er da, wenn man ihn braucht. Einen Moment.", antwortete der stämmige Mann im Traineranzug, der nur einen schwarzen Haarstreifen als Frisur trug, etwas herablassend aber dennoch freundlich.Er stiess die Tür hinter sich auf, steckte den Kopf ins Zimmer und schrie:"Hey Jesse, da will dich einer sprechen. So ne Perückengeschichte!". Nach einigen Minuten trat ein ziemlich klein geratener, junger Mann in viel zu weiten Hip Hop Klamotten und mit grässlichem Tribal-Tattoo auf der Handm sowie einer Prostituierten im Arm aus dem Zimmer und fragte:"Ey, yo, biatch, wie kann der Cap`n dir helfen?". "Jesse Rosamann! Bist das du?", wunderte sich Walt. "Jeez! Mr. Weiss! Verschwinde! Was machst du überhaupt hier?", entgegnete Jesse übertascht und zugleich verunsichert. "Hör mal, Jesse. Ich brauche deine Hilfe. Wenn ich nicht die perfekte Perücke finde, verliere ich meinen Job.""Yo, mann, ist das mein Problem? Du hast mich damals in Chemie durchfallen lassen, wieso soll gerade ich dir helfen?". "Wenn du mir nicht hilfst, zeige ich dich an, wegen illegalem Freiertum", erwiderte Walt bestimmt. "Alter, wo lebst du? Arabien? Prostitution ist legal in Zürich!". "Ja, Jesse, ich weiss, aber nicht mit Minderjährigen! Und überhaupt, Arabien gibts nicht". "Meine Tamika hier ist nicht minderjährig, die hat den Apfelarsch einer 20jährigen, yo!", lachte Jesse. "Die Akne in ihrem Gesicht verrät mir was anderes. Da die Eiterbollen unglaublich rund und die Mitesser asymetrisch verteilt sind, kann ich unschwer erkennen, dass es sich um Causa Dermis handelt. Jugendakne, die nur im Alter zwischen 10 und 15 Jahren auftaucht!."

Nachdem Jesse resigniert hatte, fuhr ihn Walt zu seiner Wohnung in Zürich Wiedikon. Es war eine heruntergekommene 1Zi-Wohnung, in der die Farbe von den vom Nikotin verfärbten Wänden blätterte, und die nur von einer einzigen Glühbirne beleuchtet wurde, die die Wohung in gelbliches Licht tauchte. Da Walt zu Ohren gekommen war, dass Jesse den Schulabschluss nicht geschafft hatte und die Lehre zum Perückenknüpfer abgebrochen hatte, fragte sich Walt, ob Jesse vom Verkauf der Perücken leben konnte, oder die Wohnung nicht doch eher vom Sozialamt finanziert wurde."Gib mir n Haar, yo! Ich muss die Farbe mit den Haaren meiner Echthaarsammlung vergleichen."Walt zupfte sich ein Haar aus und reichte es Jesse."Lebst du gut vom Perückenverkauf?", fragte Walt beiläufig."Yo, schau mal meine Wohnung an! Nennst du DAS gut leben? Ab und zu verkaufe ich eine Perücke an einen Junkie und manchmal an eine Judenfrau im Viertel, mehr liegt nicht drin"." Was ist denn momentan der Trend bei den Perücken?", erkundigte sich Walt, mehr aus Langeweile, als aus Interesse, weiter. "Alter, das fragst du noch? Ombré, bitch! Ombré! Das ist der richtig heisse Scheiss. Alle Ladys schreien nach den gebleichten Spitzen!". "Und das bringt dir nicht genügend Geld ein?", wunderte sich Walt. "Ich hab das Können nicht, um den Scheiss selber zu produzieren, weil du mich hast durchfallen lassen in deinem Zauberkurs, bitch. Ombré gibts nicht im Laden, es ist total illegal, yo! Die Herstellung wurde verboten, nachdem die Tussen von Femen, die immer ihre Titten ins Fernsehen strecken, dagegen protestierten, weil es Frauen zu Sexobjekten degradiere. Ombré ist ein kein normales Färbemittel, es ist ein extrem strakes Aphrodisiakum, es macht alle Typen geil. Die vernünftigen Frauen wollen doch, dass die Männer sie scharf finden, deswegen verkaufte es sich auch so gut! Heutzutage findest du brauchbares Ombré nur noch illegal beim Güggeli-Express, yo. Die importieren das Zeugs direkt über die Balkan-Route in die Schweiz. " Walt beschloss, Jesse gegenüber zu verschweigen, dass seine Nichte, bei den "Tussen von Femen" aktiv war und bevor Walt ging, fragte er ihn rasch, ob er die Perücke hinkriegen würde, worauf Jesse mit einem saloppen:"Na logo, Alter. Ich heisse nicht umsonst Cap`n Knüpf!"antwortete. Als Walt genug gehört hatte, verhandelte er mit Jesse über den Preis der Perücke, liess sich seine Nummer geben und machte sich auf den Heimweg.

Da selbst Cap`n Knüpf keine passende Perücke herstellen konnte, verlor Walt seinen Zweitjob. Als dann auch noch seine vermögende Tante Rosa, die beim Bingo einen Herzinfarkt erlitten hatte, in ihrem Testament nicht Walt als Erbe aufgeührt hatte, sondern den "Verein für esoterische Engelsforschung", fand sich Walt in einer schweren Finanzkriese wieder. Er hatte das Erbe von Tante Rosa fix eingerechnet und da der punktuelle Haarausfall vererbbar war, würden es auch sein 16 jähriger Sohn und seine ungeborene Tochter schwer haben bei der Jobsuche. Walt fielen wieder Jesses Worte über den Ombré-Look ein und wenn er genau darüber nachdachte, war er sicher, fähig zu sein, ein sehr reines Ombré herzustellen. Schliesslich war er Chemiker und zwar ein verdammt guter!

"yo, yo, yo... 1,4,8,von der 3 zu der 3 zu der 6 zu der 9. Ich räpresentiere das ABQ. Was geht, biatch? Hinterlasse eine Nachricht", ertönte Jesses Anrufbeantworter, nachdem Walt seine Nummer gewählt hatte. Während sich Walt fragte, ob Jesse mit "ABQ" den Aufklärungsplan "ABQueer", vom "Verband für schwullesbische Lebensweisen, Schweiz" meinte, sprach er eine Nachricht auf die Box:"Hallo Jesse! Ruf mich doch zurück. Walt."


Weil Walt die Angelegenheit mit Jesse nicht am Telefon besprechen wollte, trafen sie sich im Niederdorf in der Bierhalle Wolf auf eine Stange. Es dämmerte bereits und im Zürcher In-Lokal herrschte wilder Trubel. Auf der kleinen Bühne in der Mitte der Gaststätte, spielte ein urchiger Senn mit zylinderförmiger Filzmütze auf dem atruppigen Haupt und Hosenträgern, auf die kleine Edelweissmotive gestickt waren, vergnügt auf einer Handorgel."Jesse, du weisst, warum ich hier bin?", fragte Walt. "Jeez, bitch, zuerst schleppst du mich in diese dreckige Alpenhütte und dann soll ich auch noch hellsehen? Komm mal klar, Mr. Weiss!", spottete Jesse. "Hör mal, ich hab mir Gedanken gemacht zu dem Ombré. Ich könnte es herstellen, die Deluxe Version davon, sozusagen. Ich kenne die Chemie, Jesse, du kennst den Markt"."Yo, alter Mann, hab ich dich um irgendwas gebeten? Ombré ist nichts für dich. Das ist total heisser Scheiss, viel zu gefährlich für bünzlige Chemielehrer, die aus was-weiss-ich für einem Grund mal eben Gangster spielen wollen.", raunte Jesse, während er einen Schlick vom viel zu warmen Gerstensaft nahm . "Du brauchst das Geld genauso wie ich.", wandte Walt ein. Nachdem Walter einige Überzeugungsarbeit geleistet hatte, willigte Jesse widerspenstig ein und sie einigten sich auf eine 50/50 Beteiligung. Walt sollte für die Herstellung und Jesse für den Vertrieb des Ombrés verantwortlich sein."Ich werde die Labormaterialien und die Chemikalien aus der Schule besorgen und du stellst deine Wohnung zur Verfügung", sagte Walt bestimmt."Yo, ich scheisse nicht, wo ich esse, Mr, Weiss! Nehmen wir doch deine Wohnung!", entgegnete Jesse aufgebracht."Das geht nicht. Ich habe Frau und Familie. Wie wärs mit deinem Kellerabteil?", fragte Walt. "Verdammt, nein, da schnüffeln die Omas von der Nachbarschaftswehr rum. Ein Wohnmobil! Wir brauchen ein Wohnmobil!".
Unter dem Vorwand, an einem schamanischen Seminar teilzunehmen, das damit warb, akuten Haarausfall heilen zu können, verabschiedete sich Walt für ein paar Tage von Himmler und Walter Jr. Jesse hatte inzwischen ein, in die Jahre gekommenes, Wohnmobil aufgetrieben und so fuhren sie nach Schlieren ins Industriegebiet, wo sie das Wohnmobil auf dem Gelände einer ausrangierten Fabrik parkierten. Nachdem sie alle Laborgeräte installiert hatten, zog sich Walt bis auf seine weisse, schlecht sitzende Unterhose aus, band sich einen Laborkittel um und begann mit der Herstellung des Ombrés. Jesse ihm assisierte ihm. Einige Stunden vergingen, bis Walt Jesse, der vor dem Mobil einen Glimmstängel genoss, zu sich rief. "Yo, was hast du, Mr. Weiss, du alter Nudist?", entgegnete Jesse betont lässig."Mach keine blöden Witze, Jesse und schau dir das an", sagte Walt, während er auf die Anzeige des Reinheitmessgerätes zeigte."99 Prozent, bitch? 99! Yo,du bist ein Künstler, ein verdammter Künstler, Mr. Weiss!", sagte Jesse mit Begeisterung.
Jesse begann, sich ein Netzwerk von Dealern aufzubauen, die das Ombré Deluxe, wie sie es fortan nannten, an die Frau bringen sollten. Er instruierte sie, sich vorallem im K4 vor billigen Kosmetiksalons und afrikanischen Barber Shops zu positionieren. Das Geschäft begann zu rollen und auch der Rubel rollte. Da nur die Herstellung und nicht das Tragen von Ombré illegal war, sah man bald in ganz Zürich junge Damen mit Ombré-Look durch die Bahnhofstrasse flanieren. Die Herren der Schöpfung gerieten völlig aus dem Konzept, bei so viel Ombré und bald gab es einen schweizweiten Aufschrei unter Feministinnen und Gesetzeshütern. Da die Frauen von der Femen es den vorweigend männlichen Gesetzeshüterm nicht zutrauten, die fatale Verbreitung des Ombré Deluxe zu stoppen, berief die Oberfeministin Alice Blauer einen dringlichen Rat ein. Daran nahm auch Walts Nichte Hanna teil, die schon bei mehreren Demonstrationen von Femen ihre Brüste entblösst hatte. Die Frauen waren sich einig, dass die Geburtsstätte des Übels im K4 liegen müsse, weswegen sie beschlossen, vorerst mal zwielichtige Geschäfter, wie Bordelle, Kosmetiksalons, Sexkinos, Stripclubs und türkische Lebensmittelläden unter die Lupe zu nehmen.
Hanna, eine durchaus attraktive Frau, mitte 20ig mit schulterlangem Haar, so schwarz wie Ebenholz und Lippen so rot wie Blut, wurde mit 8 anderen Frauen der Operation "Bordell" zugeteilt. An einem warmen Sommerabend machte sie sich mir ihren Mitstreiterinnen auf den Weg zur Langstrasse, wo ihre Mission beginnen sollte. Sie teilten sich auf und begaben sich in verschiedene Bordelle, unter dem Vorwand, als Prostituierte anheuern zu wollen. Sie befragten Freier, Puffmütter, Zuhälter, Empfangsdamen und sogar das Putzpersonal. Sie benutzen Schwarzlicht, machten Abstriche und testeten den PH-Wert des Toilettenwassers. Doch die Suche blieb ergebnislos. Als sie wieder zusammenkamen, waren sie müde, frustriert und abgekämpft. Nachdem die Leiterin der Operation "Bordell" alle Puffs auf ihrer Liste abgehackt hatte, bemerkte sie, dass niemand die 50iger Ecke inspiziert hatte. Da die Leiterin darauf bestand, dass die Operation gründlich abgeschlossen werden würde, begann ein grosses Hin und Her, wer sich jetzt opfern müsse. Da Hanna, wie sie von sich selbst behauptete, immer fit im Schritt war, meldete sie sich freiwillig.
Nachdem sich Hanna an den brasilianischen Prostituerten vor der 50iger Ecke vorbeigekämpft hatte, betrat sie das alte Backsteingebäude. Sie befragte die Junkies im Flur und schnüffelte in den Zimmern herum, die gerade nicht besetzt waren. Wieder machte sie Abstriche und testete den PH-Wert, des Toilettenwassers. Als sie gerade über die verdreckte Kloschüssel gebückt war, schrie plötzlich hinter ihr eine Stimme:"Yo, dich hab ich hier noch nie gesehen! Kein Zutritt für Frauen!". Hanna erschrak dermassen, dass sie, während sie sich dem Fremden zuwandte, instinktiv ihr T-Shirt hochriss und ihre Brüste entblösste."Yooo, Alte! Was soll das werden?", fragte der junge Mann perplex. Hanna entschuldigte sich, während sie dache:"Wow! Was für Augen! So blau, so richtig tief blau"."Ich heisse Jesse, wer bist du?", fragte der Mann. "Hanna, mein Name. Ich musste dringend auf Toilette und da bin ich einfach in dieses Haus gerannt. Nochmals, sorry"."Macht nichts. Und yo, was hörst du so für Sound?", startete Jesse unbeholfen den Versuch, das Gespräch aufrecht zu erhalten. Hanna erklärte ihm, dass sie nur fenministisch inspirierte Musik höre und keinen Kommerz-Kack. Auch wenn das nicht so Jesses Style war, plauderten sie munter weiter und irgendwann lud sie ihn auf einen Drink ein.
Während die beiden im Kafi Plüsch sassen und ihre Sojamilch mit Erdbeergeschmack schlürften, brach die Dunkelheit ein und Jesse fragte Hanna, ob sie noch ein wenig zu ihm chillen kommen wolle, schliesslich liege seine Wohnung grad um die Ecke und er wolle ihr seine Perückensammlung zeigen. Hanna sagte ja und die beiden machten sich auf den Weg. In der Wohnung angekommen, stolperte Hanna über eine Bong, die unglücklich vor der Türe positioniert, stand und der ganze Inhalt ihrer Tasche ergoss sich auf dem Boden. Nachdem Jesse Hanna beim Einräumen der Tasche geholfen hatte, zeigte er ihr stolz seine Perücken. "Ich bin Cap`n Knüpf, musst du wissen", brüstete er sich. "Was interessiert denn den Cap`n Knüpf noch so an Frauen, ausser ihr Zweithaar?", fragte Hanna gewollt verführerisch. "Äh naja, so ziemlich alles, würde ich sagen", entgegnete Jesse, während er sich von Hanna mit einem Leintuch an den Handgelenken ans Bettgerüst fesseln liess."Was soll das werden, yo? Jeez, stehst du auf so n Scheiss?", fragte er etwas verunsichert. "Ich mag böse Jungs, die muss man bestrafen!", hauchte Hanna ihm ins Ohr.
Walter stand im Bad und crèmte sich die Glatze ein. Danach zog er seinen Schlafanzuf an. Doch während er zu seiner Frau Skyler ins Bett steigen wollte, klingelte sein Handy. "Walt, mach es aus, ich will schlafen!", murmelte Himmler schlafgetrunken. Als Walt auf dem Handydisplay sah, dass es Jesse, war, der ihn zu erreichen versuchete, dachte er, dass es vielleicht etwas Wichtiges sei und begab sich mit dem Habdy auf den Flur."Yo, Mr. Weiss, ich hab das was Geiles, das ich dir unbedingt zeigen muss, Komm sofort hier her. Zu mir, in meine Wohnung". Da Jesse darauf bestand, dass die Angelegenheit nicht bis morgen warten könne, machte sich Walt widerwillig auf den Weg.
"Was wirst du mit uns machen?", fragte Jesse Hanna verzweifelt. "Wir werden eine nette Fotokampagne starten, mir euren Gesichtern, damit jeder weiss, welche Schweine den Markt mit diesem Deluxe Zeugs überflutet haben! Danach wirst du auch nach dem Knast die Strasse nicht mehr betreten können, du Hund!". "Es tut mir leid, Mann, ich wollte das nicht! Woher sollte ich wissen, dass eine von den Femen ihre Abstrichstreifen ungewollt in meiner Wohung verteilen würde, verdammt?", jammerte Jesse. "Wäre deine dämliche Bong nicht im Wege gestanden, wäre meine Tasche wohl kaum ausgeleert und die Abstrichstreifen hätten auch nicht deinen Ombré-verseuchten Boden berührt und sich blond verfärbt. Wenn du schon Scheisse baust, dann bau sie wenigstens mit Stil!", meinte Hanna herablassend.
Als Walt die Tür zu Jesses Erdgeschosswohnung öffnete, nachdem er geklingelt hatte, durchfuhr ihn urplötzlich ein heftiger Stromstoss und er fiel, steif wie ein Brett, durch die Tür in die Wohung hinein. "Das ist er also, dein Partner?", fragte Hanna Jesse. "Ja, das ist er.", entgegnete dieser. Walt zuckte auf dem Boden herum, während Hanna ihren Elektroschocker fest umschlossen in der Hand hielt. "Wa-was geht hier vor?", fragte Walt verwirrt und Hanna stockte der Atem beim Klang seiner Stimme. Sie drehte den Mann, dessen Gesicht sie zuvor nicht erkennen konnte, zur Seite und schrie enzsetzt:"Onkel Walt!". "Hanna, was geht hier vor?", keuchte Walt. "Es tut mir ja so leid, Walt. Wirklich, das wollte ich nicht, du musst mir glauben!", flehte Hanna. "Ihr beiden kennt euch? Was für ein kranker Scheiss geht hier denn ab, yo?", wunderte sich Jesse und noch während er das sagten, bemerkte er Blut in Walts Mundwinkel. "Yo, Hanna, dein Onkel blutet aus der Fresse verdammt, mach was! Bind mich los!", befahl er Hanna. Mittlerweile hatte sich eine dunkelrote Blutlache um Walts Kopf gebildet. Hanna rannte in Richtung Tür und während sie schrie:"Ich hole Hilfe!", stolperte sie zum zweiten Mal über die Bong und stiess ihren Kopf an der Türkante. Sie blieb regungslos liegen.
In jener Nacht ereignete sich der dramatische Wasserrohrbruch in der Manessestrasse. Obschon Jesse immer wieder nach Hilfe schrie, blieben Walt und Hanna bewusstlos liegen. Auch die Nachbaren hörten seine verzweifelten Schreie nicht, da sie mit der Nachbarschaftswehr unterwegs waren, im Kampf gegen die Linksautonomen von der Binz. Das Wasser drang durch alle Ritzen und kroch das Treppenhaus hinauf. Jesse schrie lauter und lauter, doch seine Schreie verhallten in der Trostlosigkeit seines Zimmers. Kurz bevor das Fensterglas unter dem Druck einbrach und das Wasser die Wohnung überflutete, brüllte Jesse weinend:"Jeez, sie wollte meine Perückensammlung verbrennen! Nur deswegen hab ichs getan, Mann! Ich bin ein mieses Verräterschwein! Walt, verzeih mir, bitte verzeih mir!". Der Wasserspigel stieg so dramatisch an, dass von Jesse nur noch knapp die erschreckend hohe Stirn zu sehen war. Jesse verfluchte die Gene, die für sein Wachstum verantwortlich waren, in dem Moment, in dem sich seine Lungen sich mit Wasser füllten und er langsam aber sicher dem Jenseits entgegendämmerte, wo Walt und Hanna nicht auf ihn warteten, weil die Autorin dieser Geschichte nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt.

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